Über Myanmar

Irgendwo zwischen Indien und Thailand

Myanmar, Burma, Birma ist auch heute noch für viele ein weißer Fleck auf der Weltkarte. 30 Jahre Isolation haben die alten, traditionellen Lebensweisen bewahrt und ermöglichen auch heute noch tiefe Einblicke in das alte Südostasien. Noch immer wird das Alltagsleben in Myanmar vom Buddhismus geprägt, der so tief in der Gesellschaft verwurzelt ist wie nirgendwo sonst in Südostasien. Wo Mönche in ihren safranroten Roben noch vor Sonnenaufgang von Haus zu Haus ziehen und sich ihre Almosenschalen füllen lassen. Wo sich das Leben noch weitgehend auf den Straßen abspielt und die Garküchen von morgens bis abends dampfen. Wo die überwiegend weibliche Bevölkerung das Gesicht mit einer gelben Paste (Thanaka) bestreicht, viele Männer auch heute noch einen langen Wickelrock (Longyi) tragen, die rechtsgesteuerten Fahrzeuge auf der rechten Straßenseite fahren und auch der Rikscha-Fahrer noch als Meister („Saya” – gebräuchliche Anrede und Titel für Lehrer, Ärzte und jede Art von Vorgesetzten) angesprochen wird. Obwohl Myanmar seit den ersten, wenn auch umstrittenen, Wahlen am 10. November 2010 eine beachtliche Entwicklung vor allem in den größeren Städten des Landes durchgemacht hat, findet man vor allem auf dem Land seine intakten Traditionen.

Kurzübersicht

Hauptstadt:    Nay Pyi Daw
Präsident:     U Win Myint
Währung:     Myanmar Kyat
Bevölkerung:    54 Millionen
Amtssprache:     Birmanisch
Hauptreligion:     Buddhismus

Geschichte

Die Welt kennt Myanmar, ehemals unter dem Namen Burma bekannt, als das goldene Land. Es ist eine der frühesten Wohnstätten der Menschheit. Man kann dort die einzigartigsten Erfahrungen seines Lebens machen.

Das goldene Zeitalter von Myanmar datiert ins 11. Jahrhundert zurück, als König Anawrahta das ganze Land zum ersten Burmesische Reich in Bagan vereinte – noch vor der Eroberung Englands durch die Normannen im Jahre 1066. Das Bagan-Reich umfasste das ganze Menamtal in Thailand und bestand etwa 250 Jahre, bevor es bei einer Invasion unter der mongolischen Führung von Kublai Khan im 13. Jahrhundert unterging. Das zweite Burmesische Reich gründete König Bayinnaung Mitte des 16. Jahrhunderts. König Alaungpaya gründete das dritte Burmesische Reich im Jahre 1752. Auf der Höhe der Konbaung-Dynastie kolonialisierten die Briten Myanmar.

Großbritannien eroberte Burma über einen Zeitraum von 62 Jahren (1824-1886) und integrierte es in sein indisches Reich. Burma wurde als Provinz Indiens verwaltet, bis es 1937 eine eigenständige, selbstverwaltende Kolonie wurde. Die Unabhängigkeit vom Commonwealth erlangte das Land im Jahre 1948.

Am 4. Januar 1948 um 04:20 Uhr wurde die Union von Burma als souveräner Staat unter dem ersten Premierminister, U Nu, gegründet. Das demokratische Regime endete 1962 mit einem von General Ne Win angeführtem Staatsstreich. Ne Win regierte fast 26 Jahre mit einem strengen Reformkurs. 1990 fanden die ersten freien Wahlen nach fast 30 Jahren statt, doch wurde der Durchmarsch der NLD-Partei unter Aung San Suu Kyi durch das Militär zunichte gemacht, das die Macht nicht abgeben wollte.
Eine der wichtigsten Persönlichkeiten der burmesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts ist der Gründer der Armee und Freiheitssymbol, General Aung San, ein Student, der zum Aktivisten wurde, und dessen Tochter, Aung San Suu Kyi von der NLD, die 1991 den Friedensnobelpreis erhielt. Sie ist eine weltweit bekannte Ikone des Friedens, der Freiheit und der Demokratie und steht nun unter Hausarrest. Die drittbedeutendste burmesische Persönlichkeit ist U Thant, der das Amt des UN-Generalsekretärs zwei Perioden lang inne hatte und während der gesamten Geschichte der Vereinten Nationen sehr hohes Ansehen genoss.

Im Jahre 2003 kam es in Myanmar zu einer Veränderung, die vielleicht später als Schlüsselereignis bezeichnet werden wird und als Anfang eines Demokratisierungsprozesses gilt. Das Militärregime stellte eine sogenannte „Roadmap to Democracy“ auf. Diese leitete im Grunde den nächsten großen Schritt ein. Ziel war es, die militärische Führung Myanmars durch eine Zivilregierung  zu ersetzen.

Im November 2005 verkündete die Militärjunta die Verlegung der Landeshauptstadt von Yangon in die rund 300 Kilometer nördlich gelegene Kleinstadt Pyinmana. Dort entstand drei Kilometer westlich auf einem Areal, das acht Mal so groß wie Berlin ist, die neue Hauptstadt Naypyidaw („Sitz der Könige“).

Die am 3. September 2007 fertig gestellte Verfassung wurde bei einer Abstimmung im Mai 2008 mit über 90 Prozent Ja-Stimmen angenommen und trat 2010 offiziell in Kraft. Die neue Verfassung schreibt immer noch Vorrechte des Militärs fest, etwa dass ein Viertel der Parlamentsmandate an Militärangehörige vergeben werden muss.

Bei der Parlamentswahl am 8. November 2015 gewann die National League for Democracy/NLD bei der ersten freien Wahl seit 25 Jahren mit 390 von 664 Sitzen (davon 498 wählbar) die absolute Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments. Zweitplatzierte wurde die regierende Union Solidarity and Development Party/USDP mit insgesamt 42 Sitzen, gefolgt von der Arakan National Party/ANP (22) und der Shan Nationalities League for Democracy/SNLD (15). Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 80 Prozent.

Geographie

Mit einer Fläche von 676.578 Quadratkilometern ist Myanmar nach Indonesien das zweitgrößte Land in Südostasien und knapp doppelt so groß wie Deutschland. Das Land grenzt im Norden und Osten an die Volksrepublik China, Laos und Thailand und im Süden an den Indischen Ozean. Das Andamanische Meer trennt Myanmar von den südwestlich gelegenen indischen Inseln der Andamanen und Nikobaren. Im Westen grenzt Myanmar an Bangladesch und die indischen Bundesstaaten Mizoram, Manipur, Nagaland und Arunachal Pradesh.

Geographisch lässt sich Myanmar in mehrere Zonen einteilen. Im Norden liegt das Kachin-Bergland mit Spitzen über 3.000 Meter. Hier an der Grenze nach Tibet liegt der höchste Berg Südostasiens, der 5.881 Meter hohe Hkakabo Razi. Im Osten des Landes liegt das Shan-Hochland mit Erhebungen von bis zu 2.500 Meter. Im Westen gelangen Sie über das Rakhine-Yoma-Gebirge zu den Chin- und Naga-Bergen, mit noch steileren und höheren Gipfeln als der Shan-Staat, wie dem 3.053 Meter hohen Mount Victoria. Zwischen dem Shan-Hochland im Osten und den Gebirgszügen im Westen liegt die fruchtbare Ebene des Ayeyarwady-Beckens, das an die 160 Kilometer breit ist und eine Nord-Süd-Ausdehnung von rund 1.100 Kilometer hat. Der Ayeyarwady ist mit einer Länge von 2.170 Kilometer der längste Fluss Myanmars und bildet an seiner Mündung in den Indischen Ozean im Süden ein rund 47.000 Quadratkilometer großes Delta.
Östlich des Golfs von Martaban bildet die Wasserscheide des sich nach Süden fortsetzenden Gebirgszuges die natürliche Grenze zu Thailand. Vor der Küste bildet eine abgesunkene Gebirgslandschaft das Mergui-Archipel mit über 800 Inseln.

Klima

Wie auch in den anderen Ländern Süd- und Südostasiens weht während der Sommermonate der Wind aus dem Südwesten und bringt dabei den feuchten und heißen Monsun vom Indischen Ozean heran. Ein Kranz von Bergen, der die zentralmyanmarische Ebene umschließt, schützt das Land jedoch vor den sintflutartigen Regenfällen, unter denen andere Gebiete dieser Region zu leiden haben.
Im Süden kann der Monsunregen ungehindert nach Niedermyanmar eindringen. Die jährliche Niederschlagsmenge erreicht deshalb auch 1.500 bis 2.500 mm.
An den Küsten von Rakhine (Arakan) und Tanintharyi (Tenasserim), hinter denen die Monsunwolken an den Bergen hängenbleiben, beträgt die Niederschlagsmenge sogar bis zu 5.000 mm jährlich. Anders auf der Leeseite der Berge, dort fallen höchstens 2.000 mm Regen im Jahr. Die Trockenzone Zentralmyanmars erhält davon nur die Hälfte. Der 2.000 Meter hohe Rakhine (Arakan) Yoma macht diese Gegend zur niederschlagsärmsten Südostasiens.

Die beste Reisezeit ist von November bis März. In dieser Zeit ist das Wetter wie in einem angenehmen europäischen Sommer. Jedoch können die Temperaturen in einigen Gebirgsgegenden auf 0 °C zurückgehen. In dieser Zeit sind Jacken, Pullover, Socken und warme Schlafanzüge nötig.

Im April und Mai sollte man auf eine Reise lieber verzichten. In dieser Zeit steigen die Temperaturen dann ohne weiteres über 40 °C, selbst in Yangon.

Die Regenzeit geht von Mai bis Oktober. Auch wenn in dieser Jahreszeit die meisten Strandhotels geschlossen sind, Flusskreuzfahrten zwischen Mandalay und Bagan kaum noch angeboten werden, Ballonfahrten nicht mehr stattfinden und keine Pilger mehr hinauf zur Kyaikhtiyo-Pagode (Goldenen Felsen) wandern, empfehlen wir diese Jahreszeit sehr gern. Die Tagestemperaturen liegen bei angenehmen 25 °C und 30 °C, die Landschaft zeigt sich überall in satten Grüntönen, und es ist wirklich wunderschön zu reisen, wenn weniger Touristen unterwegs sind.

Flora und Fauna

Über 50 Prozent der Landesfläche Myanmars sind bewaldet. Immergrüne Regenwälder bedecken große Teile der Gebirge im Westen des Landes, und neben Teakbäumen wächst vor allem Bambus. Im Hochland von Shan im Osten des Landes und im Norden sind überwiegend Kiefern und Eichen zu finden. Im Ayeyarwady-Becken im zentralen Teil des Landes herrscht Trockenwald und Dornstrauchsavanne vor.
Die dichten Wälder bieten für zahlreiche Tierarten einen geeigneten Lebensraum, wobei einige von ihnen als vom Aussterben bedroht gelten (beispielsweise die Großfleck-Zibetkatze). An größeren Säugetieren finden sich unter anderem Panther, Bären, wilde Wasserbüffel, Rhinozerosse und verschiedene Affenarten wie beispielsweise Schopflangur und Schweinsaffe. Weiter kommen Katzenbären (Kleiner Panda), Linsang und Tapire (Schabrackentapir) vor. In den Mangrovengebieten an der Küste leben zahlreiche Krokodile.

Asiatische Elefanten kann man das ganze Jahr über in einem der zahlreichen Arbeitscamps in den Bago Yomas oder im Norden in der Nähe von Kathar beobachten. Empfehlenswert ist auch ein Besuch des Green Hill Valley Elephant Camps, ca. 45 Autominuten von Kalaw entfernt.
Mit etwas Glück können Sie zwischen Oktober und Mai, nördlich von Mingun, in der Nähe von Sein Pankhone, zusehen, wie Irrawaddy-Delfine den einfachen Fischern als Partner beim Fischfang dienen.

Bevölkerung

Myanmar ist ein Vielvölkerstaat mit rund 55 Millionen Einwohnern, die 135 verschiedenen Ethnien angehören. Die größte Ethnie ist mit 70 Prozent Bevölkerungsanteil die der Birmanen (Bamar). Die Shan sind die zweitgrößte Volksgruppe (8,5 %). Diese leben hauptsächlich im Shan-Staat des Landes, in Gebieten ab etwa 1.000 Metern Höhe.

6,2 Prozent stellen die überwiegend christlichen Karen, und 2,4 Prozent gehören zu den Mon. Die Padaung gehören zur Sprachgruppe der Mon-Khmer und umfassen etwa 150.000 Personen. Sie leben im südlichen Kachin- und im Shans-Staat. 2,2 Prozent sind Chin (Tschin) und 1,4 Prozent Kachin.

Hauptsächlich im Rakhine-Staat leben etwa 730.000 Arakanesen. Andere Quellen geben ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung sogar mit 4 Prozent an. Ebenfalls im Rakhine-Staat leben die Rohingya, denen der Status als Volksgruppe verwehrt wird und die von der Regierung als „bengalische Muslime“ bezeichnet werden. Viele von ihnen sind nach Bangladesch geflohen. Ferner stellen die Chinesen 1–2 Prozent und die Inder 1 Prozent der Bevölkerung.

Rund 89 Prozent der Bevölkerung gehören dem Buddhismus an (vor allem Birmanen). Unter den Karen gibt es eine bedeutende Minderheit an Christen. Zu den rund 4 Prozent Muslimen im Land gehören vor allem die Rakhine, während die Bewohner der nördlichen Bergregionen überwiegend Anhänger von Naturreligionen sind.

Die einzelnen Völker sprechen ihre eigenen Sprachen. Die Amtssprache ist Birmanisch. Englisch ist als Handelssprache von Bedeutung. Die geschätzte Alphabetisierungsquote gilt mit rund 85 Prozent im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern als hoch. Die vielen buddhistischen Klosterschulen ermöglichen den Anhängern dieser Religion eine Grundausbildung.

Durch den langwierigen Bürgerkrieg in Myanmar ist auch das früher sehr gut ausgebildete Gesundheitssystem vor allem in den ländlichen Gebieten nur noch mangelhaft: Viele Kinder sind unterernährt, die Säuglingssterblichkeit liegt bei 7 Prozent, die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 62 Jahre. Die Bevölkerung wächst daher nur um 0,9 Prozent pro Jahr.

Politisches System

Die neue Verfassung von 2008 konstituiert eine parlamentarische Demokratie mit stark-dirigistischem Militäreinfluss. Der Präsident (seit März 2011 Thein Sein) ist Staats- und Regierungschef und wird alle fünf Jahre vom Parlament gewählt.

Das Parlament ist in Nationalitätenkammer (Amyotha Hluttaw) und Volkskammer (Pyithu Hluttaw) gegliedert. Die Nationalitätenkammer hat 224 Mitglieder (169 gewählt, 56 ernannte Militärangehörige), die Volkskammer hat 440 Mitglieder (330 gewählt, 110 ernannte Militärangehörige). Beide Teile des Parlaments werden für eine Dauer von fünf Jahren gewählt.

Myanmar ist in sieben Unionsstaaten (pyi ne-myar) und sieben weitere Provinzen (taing-myar) aufgeteilt.

Wirtschaft

Myanmar gehörte bis Anfang der 1960er-Jahre hinein zu den wohlhabendsten asiatischen Ländern. Durch die sozialistische Planwirtschaft erlitt die Wirtschaft jedoch schwere Einbrüche. Ende der 1980er-Jahre wurden erste Maßnahmen hin zu einer freien Marktwirtschaft ergriffen, wie beispielsweise die Reprivatisierung von Staatsbetrieben. Die Regierung hat seit 2011 umfassende Wirtschaftsreformen angestoßen.

Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen beläuft sich nur auf rund 900 US-Dollar. Gründe hierfür sind der schwerfällige und korrupte Verwaltungsapparat und die veraltete Infrastruktur. Außerdem schwächt der ausgeprägte Schwarzhandel mit Drogen, Edelholz und Edelsteinen die myanmarische Ökonomie.

Bedeutendster Sektor der Wirtschaft ist nach wie vor die Landwirtschaft, die 35 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Viele Betriebe sind genossenschaftlich organisiert. Zur Deckung des Nahrungsmittelbedarfs der Bevölkerung werden vor allem Reis, Zuckerrohr, Hülsenfrüchte und Hirse angebaut. Neben Reis als wichtigem Exportprodukt (Birma war bis 1945 weltweit größter Reisexporteur) werden Erdnüsse, Jute und Baumwolle für den Export angebaut. In Myanmar wird auch Mohn kultiviert, das Ausgangsprodukt für Opium und Heroin. Schwerpunkt ist das so genannte Goldene Dreieck im Grenzraum zu Laos und Thailand. In der Forstwirtschaft ist der Export von Teakholz bedeutend. Viehzucht ist aufgrund des vorherrschenden Glaubens (Buddhismus) so gut wie ohne Bedeutung.

Myanmar ist ein ressourcenreiches Land (Erze und Erdöl, Blei und Zink, Edelsteine wie Saphire, Rubine, Jade). Jedoch wird bis jetzt nur ein Teil der Bodenschätze abgebaut. Reiche Erdgasvorkommen bilden die wichtigste Quelle des Wirtschaftswachstums. Im nur schwach entwickelten industriellen Bereich sind etwa 10 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. Die Nahrungs- und Textilindustrie sind vorherrschend. Im Bereich der Hauptstadt Yangon (Rangun) gibt es auch chemische bzw. petrochemische Industrie. Die Einnahmen aus dem Tourismusbereich steigen, spielen jedoch noch eine untergeordnete Rolle.

Der 1994 gegründeten Asiatischen Freihandelszone (Asean Free Trade Area, AFTA) gehören alle zehn Mitgliedsstaaten der ASEAN (Association of South-East Asian Nations) und damit auch Myanmar an. 2002 trat das Freihandelsabkommen der ASEAN in Kraft. Die Exporte (Erdgas, Kleidung, Holzprodukte, Fisch und Reis) werden nach Thailand, Indien und China geliefert. Die benötigten Maschinen, Konsumgüter, Fahrzeuge, Baumaterialien und Lebensmittel stammen aus China, Singapur und Thailand.

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